Kinder in der Mediation

Wie geht es Kindern, wenn ihre Eltern sich trennen?

Nie brauchen Kinder ihre Eltern mehr als in der Zeit, in der Eltern gerade besonders mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.

Kinder sind mittendrin.

Häufig nehmen sie den Konflikt schon wahr, bevor die Eltern sich trennen. Sie sind in der Regel sehr feinfühlig für die Stimmung in der Familie, d. h. auch wenn die Eltern sich nicht vor den Kindern streiten, dafür aber eine eisige Stimmung herrscht, sind die Kinder betroffen und beunruhigt, können aber ihre eigene Unruhe und ihre Gefühle nicht einordnen.

Nach der Trennung vermissen sie die gewohnte Umgebung, den anderen Elternteil, haben Sorge, dass auch sie verlassen werden könnten.

Sie fühlen sich häufig überrollt ohne eigene Wirksamkeit und versuchen diese wieder zu erlangen.

Sie fühlen sich zerrissen, haben möglicherweise einen Loyalitätskonflikt. Oft wollen sie den in ihren Augen Schwächeren beschützen und übernehmen die Rolle der Erwachsenen.

Wie kann den Kindern geholfen werden?

Kindern direkt:

Kindergruppen, Kits-Modell, die Möglichkeit zu reden, sie müssen einen Rahmen finden, in dem ihnen zugehört wird. Kinderbücher können hilfreich sein.

Auf der Seite der Eltern:

Letztlich geht es darum, den Kindern die Familie zu erhalten. Sie sollen Eltern erleben können, auch wenn das Paar sich trennt.

In internationaler Forschung ist z.B. festgestellt worden, dass bspw. eine Betreuung im paritätischen Wechselmodell den Kindern weniger schadet als fehlendes Einvernehmen der Eltern.

Mediation kann helfen die Familie neu zu gestalten und Einvernehmen zwischen den Eltern herzustellen. Die Eltern können im Prozess der Mediation lernen, Elternebene und Paarebene auseinander zu halten.

Sollen Kinder mit in die Mediation einbezogen werden?

Rechtliche Überlegungen zur Einbeziehung von Kindern

Im Moment wird die Stärkung vom Kinderrechten, ihre eigene Aufnahme in das Grundgesetz besonders diskutiert.

Nach der UN-Kinderechtskonvention Art. 12, die unmittelbar geltendes Recht in Deutschland darstellt, haben Kinder das Recht auf Gehör in allen sie berührenden Verwaltungs- und Gerichtsverfahren, d.h. staatlichen Verfahrens.

Auch das europäische Übereinkommen über die Ausübung von Kinderrechten (Art. 3 und 6b, EÜAK) verankert das Recht des Kindes, in allen seine Person berührenden Verfahren gehört zu werden, als eines der höchsten Prinzipien.

Auf bundesrechtlicher Ebene hat das Kind gemäß Artikel 103 Absatz 1 GG in einem es betreffenden Gerichtsverfahren einen Anspruch auf rechtliches Gehör. Der Anspruch des Kindes auf rechtliches Gehör ist in § 159 im FamFG für das Kindschaftsverfahren einfachgesetzlich ausgestaltet. Das SGB XIII gewährt dem Kind außergerichtlich eigene Partizipations- und Beratungsrechte, insbesondere sieht es die Beteiligung des Kindes an der Entwicklung eines einvernehmlichen Konzepts für die Wahrnehmung der elterlichen Sorge nach der Trennung oder Scheidung vor, sowie auch einen eigenen Beratungsanspruch des Kindes bei der Ausübung des Umgangsrechts (§ 17 Absatz 2 SGB VIII und § 18 Absatz 3 SGB VIII).

Mediator/innen sind durch diese rechtlichen Vorschriften nicht gebunden. Die Vorschriften entsprechen jedoch Wertvorstellungen in unserer Gesellschaft, die wir ernst nehmen.

Aus Sicht des Kindeswohls lässt sich Folgendes anführen:

Aus Sicht des Mediationsprozesses:

Kinder gehören zum System. Wir arbeiten in der Mediation systemisch und betrachten das System insgesamt, damit sich eine Nachhaltigkeit einstellt.

Die Einbeziehung von Kindern in der Mediation kann eine Ressource darstellen:

Allerdings sollen Kinder nur in die Mediation mit einbezogen werden, wenn das Kindeswohl als oberster Grundsatz gewahrt bleibt.

Kinder müssen gefragt werden, welches ihre Bedürfnisse in dieser Situation sind, aber sie dürfen nicht mit Entscheidungen belastet werden, die sie in Loyalitätskonflikte stürzen und ihrem Alter nicht angemessen sind. Für diese Entscheidungen sind Eltern zuständig und verantwortlich.

Kinder befinden sich mitten im Konflikt, sie sollen aber hochstrittige Auseinandersetzungen ihrer Eltern nicht erleben.

Die Prinzipien der Freiwilligkeit und der Vertraulichkeit müssen auch für die Kinder gelten.

Hilfreich bei der Entscheidung wie Kinder in die Mediation integriert werden können, ist ein Stufenmodell der sukzessiven Integration (von T. Liemandt)

Nur in den Stufen 6 und 7 sind Ihre Kinder persönlich präsent.

Stufe 1: Wir fragen nach Ihren Kindern und lassen uns ein Foto zeigen.

Stufe 2: Wir bitten Sie, sich in Ihre Kinder hineinzusetzen: „Wenn ich Ihren Sohn fragen würde, was er wann unter der Woche macht, was würde er mir antworten?“

Stufe 3: Wir holen Ihre Kindern durch „Visualisierung an der Flipchart“ in die Mediation. Die Kinder erhalten an der Flipchart z.B. eine eigene Spalte oder eine abweichende Stiftfarbe.

Stufe 4: Als analoges Symbol stellen wir einen Platzhalter (z.B. leerer Stuhl, Teddy, Foto) dazu.

Stufe 5: Diese Stufe ist die Vorstufe zu einer persönlichen Präsenz Ihrer Kinder in der Mediation. Sie bekommen als Eltern Hausaufgaben auf, die Sie bis zur nächsten Sitzung bearbeiten.

Stufe 6: Ihre Kinder führen mit uns Mediator/innen oder einer dritten Person (z.B. Fachkraft) ohne Ihre Anwesenheit als Eltern ein Gespräch. Um Loyalitätskonflikten vorzubeugen, wäre es wichtig, dass Sie beide Ihren Kindern die Einladung in die Mediation überbringen. Vor dieser Kinder- Sitzung besprechen wir ausführlich mit Ihnen als Eltern den Sinn und den Ablauf der Kindersitzung.

Wichtig ist die Frage der Freiwilligkeit und Verschwiegenheit auch für das Kind. Das Kind kann mit den Interviewer/innen einen Brief schreiben oder die Interviewer/innen bringen die Informationen in die Mediation ein.

Stufe 7: Wir sprechen mit Ihren Kindern in Ihrer Anwesenheit. Dabei sitzen die Kinder entweder zwischen Ihnen oder die Eltern sitzen im Hintergrund. Eltern sprechen in dieser Sitzung nicht, sondern stützen ihre Kinder durch bloße Anwesenheit.

Sitzungen unter direkter Einbeziehung von Kindern werden wir mit Ihnen als Eltern gut vor- und nachbereiten. Sie entscheiden, ob Ihre Kinder Teil des Mediationsverfahren werden.

Eine Auswahl von Kinderbüchern finden Sie auf https://www.bafm-mediation.de/mediation/literatur-fur-klient-innen-und-ihre-kinder/

Familienkokon

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